15.08.2010


Es ist still. Nur eine warme Brise streichelt sanft über die Haut. So sanft, dass alle Haare reagieren. Man kann jedes einzelne spüren, als es sich sträubt. Die Sonne steht weder tief, noch ist sie im Zenit. Sie scheint sich zu beugen und gießt die Landschaft in ein Honiggelb. Als der Wind etwas zunimmt, nimmst du das Rascheln wahr. Halme, die sich beugen und biegen. Ähren, die sich der Sonne entgegenstrecken. Du verharrst inmitten eines riesigen Kornfeldes. Und hälts inne. Sumus duft dringt durch deine Nase und fährt wie ein elektrischer Blitz durch deinen Körper. Alles scheint perfekt. Friedlich.
Du bist nicht alleine. Deine Freunde sind unmittelbar bei dir. Du kannst sie spüren. Hierauf wandert dein Blick zu dem gewaltigen Apfelbaum. Du erkennst ihn wieder. Du warst hier schon. Und du wusstest, dass du einst an diesen Ort zurückkehren wirst. Dann, wenn alles erledigt ist. Wenn die Schatten endlich nicht mehr gebraucht werden, da die Dunkelheit besiegt ist.
Doch das ist sie nicht. Noch nicht...

Als du deine Freunde triffst, ist es dir klar. Das alles ist falsch. Ein Paradis, ein perfekter Ort, voller Idylle und Frieden. Es ist zwar der richtige Ort, aber der falsche Zeitpunkt.

Dir kommen drei Gestalten entgegen. Alles überragend ein gewaltiger Zyklop: ein goldenes Auge blitzt dir wie praiosgefällig entgegen, bronzene Haut glänzt in der Sonne. Der Zyklop muss das doppelte eines Menschen messen.
Begleitet wird er von einer knorrigen Gestalt in einer Kapuze, jenselbige tief ins Gesicht gezogen. Der Typ ist mehr wie ein Schatten seiner selbst und mag eher im Hintergrund verweilen.
Danach fällt deine Aufmerksamkeit auf die Bauernsfrau in der Mitte. Sie lacht, als sie dem Zyklopen einen großen Apfel reicht. Sie trägt ein einfaches Tuch um die Haare gebunden, Rock und Schürze. Du erkennst ihre Augen wieder. Das beruhigende Schauern, das dich überfällt, als sie dir gegenübertritt. Ihren Blick kann man nicht lange standhalten, obgleich er nicht fordernd ist. Doch du fürchtest dahinter eine Wahrheit zu erkennen, die dein hesindegegebener Verstand nicht zu verarbeiten in der Lage ist.

"So früh habe ich euch nicht zurück erwartet...", spricht die Bäuerin.
"Ihr habt noch eine Aufgabe zu erfüllen", meint der Zyklop.
Richtig! Ihr seid die Triskari! Ihr müsst dann standhaft sein, wenn sich das Schicksal der Klinge erfüllt! Ihr müsst Tronde den Weg bereiten! Und wo bleibt er überhaupt? Er ist nicht hier...
So erklärst du der Bäuerin, dass es falsch ist hier zu verweilen. Dass ein Freund dich nun braucht. Dass einst der Tag kommen mag, als du gerne hierher kommst. Denn manchmal beschleicht dich der Gedanke, dass du nur in diesem Weizenfeld unter dem gewaltiugen Apfelbaum Frieden finden kannst.
Aber heute willst du weder Frieden noch Ruhe. Du willst in die Schlacht ziehen. Abermals.

Die knorrige Gestalt feilscht mit der Bäuerin. Der Zyklop erklärt dir das Geheimnis Grimrings. Das besondere an der Flamme, die in Grimring geschmiedet wurde...
Dann kehrt die Bäuerin zurück. Du hoffst auf dieselbe Güte in ihrer Entscheidung, die ihre Miene zu versprechen scheint.
Du blickst dich um.
"Noch dämmert es nicht einmal. Erst zum Abend erwarte ich euch."

Du erwachst...

Feuer prasselt. Das getrocknete Holz knackst. Der Geruch Fiebernder liegt in der Luft. Eine Wasserschüssel steht zu deiner Rechten. Du bist fast nackt und liegst unter dickem Bärenfell begraben. Du meinst ewig geschlafen zu haben.
"Munter?"
Ein Fjarninger beugt sich über dich.
"Die mit den Schwanen kommt, geleitete mich zu euch euch zu retten." Er runzelt missbilligend die Stirn. "Schwache lassen wir ansonsten im Schnee liegen."
So erfährst du, dass du aus dem Schnee ausgegraben wurdest. Wie auch immer der Fjarninger das anstellte, er schleppte dich zu einer Hütte nicht unweit. Er pflegte dich gesund, nährte dich und wartete bis du erwacht warst. All das entgegen seines Glaubens an Stärke und Schnee.

Als du ihm sagst, wohin dich dein Weg führt, nickt er wissend. Vielleicht wird ihm in diesen Moment klar, warum er dich retten musste.
Das Schicksal muss sich erfüllen.

Als Goldmäulchen ihn nach etwas Speck fragt, kehren rasch die Kräfte in deine Glieder zurück. Und du lachst.
 

kostenloser Counter