07.06.2010

20. Phex, 1025 BF, Punin…
Examinatio. Bei Hesinde! Interessant! Drakologisch. Saurologisch. Muster beider Kulturen. Das arkane Netz war weitaus feiner gewebt, als man es von einem Adeputs Major erwarten würde! Die Muster wirkten … natürlicher … und uralt. Auch zerfielen die Muster nicht so schnell, vielmehr schienen sie von der Umgebungsstrahlung absorbiert zu werden. Warum hatte der Man’drake nicht seine astralen Spuren verwischt? Phex allein wusste dies.
Magister Mantangor rückte den Zauberhut zurecht.
„Sind wir’s dann?“ Nazira Gauntez klang gelangweilt und ungeduldig.
„Einen Moment noch“, antwortete er, wohl zum fünfzehnten Mal. Ein diebisches Lächeln kam ihm über die Lippen. Sollte sie bloß noch ein wenig in der Gegend herumstehen. Würde ihr bestimmt nicht schaden, diese kleine Feldstudie…
Exhumatio. Ja. Er musste den Leichnam mit in die Akademie nehmen! Dort konnte er auf Apparaturen zurückgreifen, die ihm nun fehlten.
„Können wir dann?“ Nazira kickte einen Stein vom Dach. Sah ihm beim Fallen zu. Plong…

Magister Mantangor erhob sich. Streifte die Robe zurecht. Solch Ungeduld! Nun, ein wenig würde er sie noch quälen, ehe er sie in die Freiheit entließ. Er musterte seine Adepta. Nazira gab sich wieder einmal mgölcihst große Mühe gegen alle Konventionen des Codex Albyircus zu verstoßen. Manch einer mochte sie eher für eine Dienerin Rahjas als für eine Adepta halten…

Sein Blick wanderte nun über die Dächer Punins, hin zum Elfenbeinturm, und retour. Wäre nur Rakorium hier. Die Erfahrung seines Meisters fehlte ihm bei der Analyse des fremdartigen Zauberwerkes. Eigentlich wollte der Meister schon hier sein. Rakorium! Pah! Kam immer zu spät.

Aber wo blieb er diesmal nur..?

25. Phex, 1025 BF, irgendwo zwischen Wolken und Stein

Ha! Sie waren da! So wie er es schon immer prophezeit hatte! Sie lebten! Als Menschen! Mit Menschen! SSs’kkr’ss’Ä’Rzio. Hzinth hilf! Man musste kein Erzmagus sein, um dies zu begreifen! Aber nein! Ihn hatte man die gute Reputation gestohlen! Ha! IHN! Dem einzigen, der die Maskerade der Kaltblütigen durchschaut hatte!
Welch groteske Ironie!

Jetzt war es zu spät. Ja. Nun vollführten die Echsen den niederhöllischen Plan. Er wusste genau, was sie trieben! Durchschaute ihre Winkelzüge! Bis ins kleinste Detail kannte er ihren Plan! Niemand täuschte ihn! Schon gar nicht mit solch einem Pimpifax von Magie! Pah! Nur, weil sie sich alter Sprüche bedienten, glaubten sie ihn zu blenden! Ihn! Pah! Sicher nicht!

Er wusste, warum ihre Schuppen so nervös zitterten, er konnte aus den schlitzigen Augen lesen! Sie hatten Angst vor ihm! Denn er war der einzige, der ihnen widerstand. Seit einigen Tagen nun schon! Er trotzte der Folter. Trotze Pein! Und sein Geist war noch immer das kontrollierte Gefängnis, in dem er sich zurückgezogen hatte, ganz gleich, was man mit seinem Leib anstellte.

Wären nicht diese lästigen Fesseln aus Eisen… die Ringe aus Stahl… die magische Schutzbarriere… er hätte sie sofort getötet. So aber wusste er nur, das er abermals seinen liebsten Schüler versetzen musste. Mantangor…

HA! Nottel konnte ihn befreien! Nottel! Ja! Wo war der Kerl nur? Hszinth hilf! Rakorium schrie den Namen. Wieder und wieder!

Ende Phex, 1025 BF, …

Ataraz würgte den letzten Schluck hinunter. Spürte den Alkohol die Kehle hinab in den Magen rinnen. Warm. Süßlich. Scharf. Schnaps. Er hatte zuviel davon getrunken. Eindeutig zuviel. Und das sogar mit voller Absicht. Er wollte vergessen. Aber nicht das selige Vergessen, von dem die Boroni predigten. Er hoffte, dass Belkelel ihm den Verstand raubte, ehe es sein Meister tat.

Kahlen war tot. Und damit Ataraz auch. Er hatte es gewusst, in dem Moment, in dem ihn die Nachricht erreicht hatte. Verdammtes Punin! Verdammte Drachlinge! Hätten sie ihn nicht sofort töten können? Nein. Sie überließen ihn den Meister. Ataraz wusste, wenn der Meister schicken würde…

Schnell noch Alkohol besorgen, ehe der Verstand zuviel nachdenken konnte. Er brauchte dringend etwas Stärkeres!

Er kroch aus seiner windschiefen Scheune ins Freie. Irgendwo bei Punin. Verstecken hatte zwar keinen Sinn, aber er war es sich schuldig. Niemand lief direkt in das blank gezogene Messer. Niemand, der zumindest ein letztes bisschen Selbstachtung verspürte.

Knarrz…

Schritte?

Wo?
Ataraz zog den Dolch. Hielt kurz den Atem an. Doch sein Herz schlug so laut, dass man es meilenweit hören musste! Bei den Niederhöllen!

„Ataraz…“

Das war nicht die Stimme, die er erwartet hatte. Ein Kloß saß ihm im Hals.

„Komm raus.“

Er löste sich aus dem Schatten und versteckte den Dolch. Erkannte die Gestalt. Ein weiter Kapuzenmantel. Darunter glühten Augen. Nein, das war nicht der Häscher, den er wartet hatte… es war viel schlimmer gekommen.
Als die Gestalt die Hand nach ihm ausstreckte, begann Ataraz in blanker Agonie zu schreien. Er schrie gepeinigt von Angst. Schrie in die Nacht.
 

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