02.06.2010

19. Phex 1025 BF… Punin... Nächtens…

Schwarz. Finster wie die Nacht. Kein Funken Rot. Nicht einmal ein Glimmen. Nur Schwärze konnte Kahlen ausmachen. Der Dämonenkaiser hatte wieder einmal recht gehabt. Nicht einmal „Hzint’s Auge“ konnte die Kreatur entdecken. Kein Wunder, dass Kahlens Odem versagte… Das Wesen war einfach perfekt getarnt – sowohl in optischer wie in arkaner Hinsicht. Ein Wunder der Natur. Oder einfach ein Erbe untergegangener Zeit.

Kahlen durfte jetzt nicht zaudern. Ein Versagen würde Galotta nicht dulden. Keineswegs. Der Dämonenkaiser war unachgiebig. Hart. Denn Blakharaz strafte jeden mit niederhöllischen Hass und Zorn.

Er schauderte. Kahlen durfte sich jetzt nicht durch Gedanken an Strafe ablenken lassen! Was tat er nur! Schweifte ab? Nicht Kahlen! Oh ja, Blakharaz wusste: Hatte Kahlen einst ein Opfer avisiert, kam er nicht mehr von der Spur ab. Sogar die Diener Nagrachs konnten in diesem Metier noch etwas von ihm lernen!

Ein Wesen vergangener Tage! Ha! Es hatte noch nicht Galottas Diener getroffen! Die Hesthotim waren bereit, drei an der Zahl, sogar ein Zanthim wartete im Limbus. Er spürte ihn wild an der magischen Kette reißen, an die Kahlen ihn dort gebunden hatte. Der Zanth wollte zerreissen! Geiferte in Agonie und Rage! Welch Kraft! Welch Wunder der Niederhöllen!
Kahlen schauderte. Diesmal wohlwollend. Er liebte die Zanthim. Er nannte sie seine Schosstierchen. Die Beschwörung eines Zanth war ihm immer schon leicht gefallen, ganz so, als wären die Dämonen und er füreinander geschaffen worden.

Er fixierte die schwarze Nacht. Keine Regung war zu sehen. Nur das Funkeln der Sterne. Auch Phex wollte wissen, was auf Aventurien geschah! Oh der Listige! Bald schon würde er erkennen, wie schwach er war… wie verloren… Galotta hatte einen Plan! Und mit dem Man’tra’kim konnte er diesen endlich realisieren!

Was tat er? Ließ sich ablenken? Von arroganten Gedankenwerk? Halt! Kahlen musste sich konzentrieren! Es war soweit! Er spürte es! Er spürte es immer!

Auf dem benachbarten Dach gewahrte er eine Bewegung. Fließend. Schnell!

Plötzlich schoss eine Kreatur heran. Über drei Schritt hoch. Fast ebenso breit! Schuppenbedeckt! Das Maul eines Drachens! Peitschend ein langer Schwanz. Eine tödliche Waffe. Ebenso tödlich wie die spitzen gebleckten Zähne. Bestimmt vermochte das Wesen mit Leichtigkeit einen Arm durchbeißen!

Die Falle konnte zuschnappen!

Er spürte, wie die Hesthotim sich formierten. Sie umschlossen den Man’tra’kim. Jeweils in einem Kreis an Positionen mit 120 Grad Entfernung zueinander. Perfekt!
Jetzt!

Der Limbus spie grauwabernd die schwarzgekutteten Dämonen aus. Unter den Kapuzen leuchten im tödlichen Rot wie die Glut ihrer Herren der schwarzen Lohe die Augen. Peitschen schnalzten. Schwerter waren blank gezogen. Der Man’tra’kim zischte überrascht. Da waren auch schon die Dämonen über ihn! Peitschten umfassten Arme und Bein!
Jetzt!

Krallenbewehrt sprang der Zanth aus dem Limbus! Oh welch Schöpfung! Mit einem gewaltigen Satz raste er auf den Man’tra’kim zu. Das Maul weit aufgerissen! Pranken schlugen zu!
Der Man’tra’kim zischte. Bösartig. Ha! Sollte er bloß. Kein Dämon würde sich durch Zischeln beeindrucken lassen!

Kahlen lachte glucksend. Dann stoppte er. Was tat er da? Ließ er sich ablenken? Täuschen von einer Echse, deren Zeit abgelaufen war? Nein! Nicht Kahlen! Sein blutdurstiges Pantheon betete der Man’tra’kim an. Wie konnte sich Kahlen nur täuschen lassen? Galotta würde ihn strafen. Soviel stand fest!

Der Man’tra’kim wirbelte die Arme herum. Ein Windkegel entfuhr ihm. Schleuderte die Hesthotim mit voller Gewalt zurück. Die Kutten wurden durchgebeutelt. Ein elektrisierender Blitz folgte. Erleuchtete die Nacht. Ließ die Hesthotim zucken. Hiflos. Dann zerplatzen die Dämonen in Russ und Schwefel…

Der Zanth war heran. Trieb die Klauen tief in die Schuppen. Das Maul schnappte zu. Tödlicher als eine Bärenfalle!

Der Man’tra’kim packte den Zanth. Schmerzen ignorierend. Wuchtete ihn hoch! Warf ihn nieder! Dann biss der Man’tra’kim zu. Der Zanth heulte. Wurde am Schwanz gerissen. Wie eine Peitsche knallte der Man’tra’kim den Zanth durch die Luft. Schleuderte ihn zu Boden. Als er etwas mit Hszint zischte, war der Zanth auch schon exorziert.

Kahlens Kinnlade klappte nach unten. Jäh war alle Angst vor Galotta verschwunden. Jede Bestrafung des Dämonenkaisers schien ihm wie eine Gnade gegen die geschuppte Gestalt vor ihm. Der Man’tra’kim setzte langsam auf ihn zu. Genussvoll. Wusste, dass Kahlen nicht entkommen konnte.

Sprang! Setzte direkt vor ihm auf!

Was tat er da? Ließ er sich von einem Man’tra’kim lähmen? Nicht Kahlen! Er war Galottas Kopfjäger. Der Beste! Unbezwungen. Und das Zeitalter dieser Echse abgelaufen! Blitzschnell formte er die Thesis in seinem Kopf. Spürte die arkana Kraft fließen, geometrisierte Matrizzen und…

… der Man’tra’kim brauchte die halbe Zeit den Zauber zu vollenden.

Das letzte, was Kahlen von dieser Welt sah, war das zu einem scheinbar höhnischen Lachen aufgerissene Maul des Man’tra’kim. Dann schrie er! Schrie in die Nacht.
 

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