16.02.2010

Prolog zum 55. Spielabend

Als du in das Wasser tauchst, erfasst ES dich mit der Wucht einer Sturmwelle. ES sind die vielen Eindrücke, Gefühle und Gedanken der vielen Menschen, die schon vor dir hier getaucht haben. Sie alle waren auf der Suche nach dem Seelenheil. Sie hofften auf PERaines Segen, auf ihre milde Gabe,... auf Erlösung.

Es sind dies die Geschichten von todkranken schwangeren Müttern, verletzten Kriegern, die zu ihren Familien zurückkehren wollen. Sie handeln von den blutigen Helden der befreiungsschlacht um Ilsur, die auf PERaines Heilung nach dem Kampf gehofft hatten. Du siehst die Gesichter von Kindern. Magiern. Geweihnten. Von Bettlern. Und das deiner Freunde.

Zwei Sellen spürst du aber, die hier niemals auf Vergebung oder Heilung hofften. Und beide kennst du...

Zunächst spürst du IHN. Und all die Erinnerungen überkommen dich. Der stetig kälter werdende Wind um Kurkum. Der klamme Blick der Amazonen. In ihren Augen sahst du dasselbe wie in denen deiner Freunde: der Kampf zwischen heldenmut und schlichter Angst. Du spürst noch heute deine Haut zittern. Du kannst auch den Feldherrenhügel erkennen. Den Stab der Schwarzmagier. Den Beschwörungskreis. Seine glatze.

Er lächelte die ganze Zeit über siegessicher. Bucklig stand er dort. Glatzköpfig. Am Ziel seiner Machenschaft. Endlich Rache übend. Die Amazonen vernichtend. Xeraan war an jenem Tag präsent. Heute spürst du ihn ebenso. Und es ekelt dir vor ihm. Dem Unersättlichen. Seelendieb. Mörder. Plünderer. Paktierer. Er hat euch ... genommen ...

Dann spürst du IHN.

IHN.

Ja, IHN.

Du spürst IHN ganz deutlich. Er war an diesem Ort. So wahr du hier tauchst. Seine Präsenz ist noch immer fühlbar: eine mischung aus widerwilligen Glück in deiner Erkenntnis, eigenwilliger Ruhe und absoluter Bosheit von jenseits des Sternenwalls.

Er muss hier vor Jahren getaucht sein. Borbarad! Fast meinst du seine sechsfingrige Hand vor dir im Wasser zu sehen. Seinen Bart. Seinen Stab. Die Robe.

Und dieser Blick. Als du ihn damals angeschaut hattest, tief unten in Aradolosch, da war es für dich, als habest dun zugleich ins nayrakis wie in die Seelenmühle geblickt.

Es scheint dir ein Wunder, dass er gefallen ist...

dann verschwindet das Bild...

Du siehst deine Gefährten neben dir schwimmen. Vor dir schwimmt Xeraan, so nahe und doch so weit. Neben ihm ...


Goldmäulchen hatte einfach vergessen. Er hatte vergessen, warum er in das lustige Wasser gepanscht war. Er hatte auch vergessen, warum er dem kahlen Mann gefolgt war. Nun. Der lächelte wengistens oft. Nicht ganz so oft wie Goldmäulchen. Aber es war auch schwierig, ihn im Lächeln - oder im Grinsen - und schon gar nicht im grienen - zu übertreffen.

Er hatte auch vergessen, warum er so gerne die blinkende Münze im Maul trug. Aber sie glänzte so schön! Blinkendes tat es ihm einfach an. Damit konnte man so wunderbar spielen! Keine Elster konnte mit Goldmäulchen mithalten! Weder im Stehlen. Noch im Lächeln. Und schon gar nicht im Spielen!

Wenn er es sich so recht überlegte, musste wohl der Schelmenkönig selbst - oder besser, der König aller Kobolde sich herab bemühen, um es mit einem Alleinunterhalter wie ihn aufzunehmen. Ja, so war nun mal Gold...

Gold..?

Gold...?

Ah, das Gold in seiner Schnauze! Goldig, war er.

Wie hieß er noch einmal?
Irgend etwas mit Gold. Goldlust? Goldlächeln? Golddrache?

Hm, der komische kahle Mann konnte ihm bestimmt das sagen, denn er wusste ja, wohin sie wollten. Und bald waren sie da!

Er blickte hinter sich und sah die andren, die ihnen folgten. Fein! Ein lustiges Spiel! Fangenspielen! Feuer speien! Münzen stehlen! So lustig.

Der kahle Mann aktivierte etwas. Ein knisterndes Funkeln umspielte Gold... Gold... Gold... ihn...

Lustig! Fein! Er patschte mit den Flügeln. Da war er wie aus dem Wasser gezaubert. Die Schwimmer hinter ihm weg.

Er stand in einer Höhle. Aber nicht in irgendeiner Höhle! Nein! In der wohl zweitschönsten Höhle,die er jemals gesehen hatte! Und er traute seinen Augen nicht.
Der Kahlköpfige grinste zufrieden.
Er blickte ihn an. "Du:" Zupfte an der Robe. igitt! Schmekcte die eklig! "Ich hab meinen Namen vergessen."

Der kahlköpfige runzelte die Stirn. Eigentlich war sein ganzes Haupt zu einer einzigen Runzel geworden. Darüber musste er sehr lachen. Bloß nicht Runzelhaupt pikieren! Aber es ging nicht anders... Und wer konnte schon einem Meckerdrachen böse sein..?

"Wir brauchen einen Namen für dich."

"Unbedingt!" Er klatschte aufgeret in die Flügel. Hopste auf der Stelle herum. "NAMEN!" Tanzte wie wild. "Spielen wir dann auch mit den andren fangen?"

"Ja."

"Darf ich ihnen ihr Gold stehlen?"

"Ja."

"Und ein bisschen Feuer spucken!"

Runzelhaupt blickte ihn zufrieden an und streichelte die gold glänzenden Schuppen. "Ja. Aber nicht die Münze verlieren."

"Nein. Bin ja gierig. Gebe keine Münze her."

Runzelhaupt schnipste mit den Fingern. "So sollst du heißen. Ab heute nenne ich dich Goldgierchen."
  1. Brilliant... Schade, dass die Helden dass nicht alle smitbekommen...

  2. Diesmal ist der Prolog eher an die Spieler gerichtet, um den Spannungsbogen und die Atmossphäre des letzten Spielabends wieder aufzunehmen.

    Hoffe, dass es dennoch gefällt.

    Euer Meister.

  3. Zusatz:

    Der erste Teil, also die Gefühlswelt unter Wasser und das Autauchen der verschiedenen Bilder und Gesichter, das ist euren Helden bewusst!

    Nicht mitbekommen: Das betrifft den zweiten Teil um Goldmäulchen (wegen Spannungsbogen, Dramatik und dem großen Erlebnis DSA!!!).

    Soweit, sogut.

    Euer Meister.

  4. Dann würde ich noch sagen wir setzen morgen Abend mit der Lesung dieses Posts ein - denn der hat es in sich...

  5. Ok, gerne.

    Magst du das Lesen übernehmen?

    El Maestro

 

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